B2 gegen Concordia Wilhelmsruh B2 - Duell unter Nachbarn
- Borussia Pankow
- 17. Nov.
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 6 Tagen
Borussia Pankow B2 gegen Concordia Wilhelmsruh B2 - ein Duell unter Nachbarn
Die Aufregung, ein gewisser Respekt, sie waren vor dem Spiel nicht wegzudenken; schließlich spielte Borussia heute gegen den unmittelbaren Tabellennachbarn, Kiezverwandten und Mitaufstiegsaspiranten - einen Gegner, der unbestritten über ein erfolgreiches Sturmtrio verfügten.
Bei unvergleichlich grauem Volkstrauertagswetter und trotz Schienenersatzverkehrs versammelten sich 14 unverzagte Borussen in Buch und nahmen die Herausforderung an. Als hätte es der Beweise für den Mannschaftsgeist noch gebraucht, erschienen auch die verletzten Len und Philipp und brachten sogar ihre nicht gebrauchten Trikots mit zum Benefit der anderen. Tizian, altbekannter Ex-Borusse, gesellte sich zu den ‘Hools in Green’, zur Anhängerschaft von Borussia dazu. Die Väter von Matthis, Frey und Boris komplettierten unsere Anhängerschaft.
Nach saftiger Einstimmung durch den Trainer, die Kabinentür ist eine prima Taktiktafel, ergriff auch Matthis noch das Wort und ergänzte vor Spielbeginn seine Eindrücke vom Gegner, den er aus eigener Anschau kannte.
Der junge Schiedsrichter pfiff pünktlich an. Solch ein Kunstrasen ohne Halme ist wie eine Isomatte mit Schmierseife bestrichen. Während Borussia planhaft und offensiv nach vorne spielte, zeigte sich unvermittelt, wie der Gegner gedachte zu spielen: Lange Bälle nach vorne und dann drauf hoffen, dass seine drei Messis in Anwartschaft die Tore machten durch individuelle Klasse. Das gelang dann Wilhelmsruh auch gleich zweimal, da die Borussia-Abwehr noch nicht hinterm Ball stand und in die Zweikämpfe fand.
Allerdings geschah dabei etwas Spielentscheidendes: Der Schütze des 0:2 von Concordia zeigte deren Schwäche. Etwas Überheblichkeit bei Ronaldo, Neymar und Messi. ‘Wir haben sie (Borussia) jetzt im Sack’. Tja, denkste. Borussia zeigte Moral und vor allem traumhaften Fußball mit Ballstaffetten, klugen Steckpässen, zwei bärenstarken Außenspielern im Mittelfeld und Stürmern und 6ern, die erste Männer am Ball waren.
In beeindruckender Folge erzielte unsere B2 Treffer um Treffer. Selbst die Ecken kamen präzise. Vor allem Joschka räumte die rechte Seite auf und hinterlief ein ums andere Mal die gegnerische Abwehr und flankte und schoss im Wechsel. Bedient von Jakob erzielte Joschka den 1:2-Anschluss. Setzte nach und nahm den Concordia-Innenverteidiger als Bande, folgte dem eigenen Pass und erzielte den Ausgleichstreffer. Nicht genug: Der Junge wollte mehr. Und das bekam er. Wieder kam er hinter des Gegners Kette und flankte so hart und präzise vors Tor, dass der Gegner nur in selbiges abwehren konnte. So gelang Joschka mit Hilfe des Gegners, aber auch dank eines präzisen Anspiels durch Demir, das 3:2 - ein Hattrick über Bande, möchte man sagen.
Die Dämme brachen: Der Gegner spielte nur lange Bälle oder die Stürmer holten sich sich von hinten zu Einzeldribblings. Doch unsere Abwehr fand sich zusehends zusammen und Boris und Semir räumten ab; Paul biss im Zweikampf wie ein Terrier und Matthis gab den Kimmich über Links. Lautstark hinten, treibend nach vorne. Frey als einer der 6er vor der Kette im Rasenmäherstil mit hoher Zweikampfquote und klugem Spiel nach vorne; Jakob mit feinem Fuß und viel Überblick quasi überall auf dem Platz zu finden; Ballack hätte seine Freude gehabt.
Kommen wir zum 4:2. Auch hier trieb Matthis den Ball, dieses Mal als Ecke - und setzte den Spieler in Szene, den ich in all meinen Borussenjahren am meisten gescholten habe: Robert. Und der? Was macht der? Spielt er den Gegner schwindelig und dribbelt bis Zehlendorf runter? Nein, er köpft den Ball wie Schlotterbeck unhaltbar ein. Borussia KANN Ecken.
Doch nicht genug: Einmal mehr erwies sich Demir als wiederauferstandener Gerd Müller (Kennt ihr nicht mehr, der war aber gut). Sperrt wiederholt durch gekonntes Arschrausstrecken (pardon: Körpereinsatz in Leibesmitte) den Ball frei, legt ab und Robert schließt gekonnt und ohne Zögern mit einer direkten Abnahme ab. Nicht lang fackeln. Robert macht das Ding zum 5:2 klar.
Die vielen Chancen dazwischen will ich gar nicht erwähnen. Aber, hatte nicht Concordia gesagt, die haben wir im Sack? Selbstsicherheit früh im Spiel ist immer schwierig. Zwischen des Gegners Abwehr und seinem Sturm klaffen Grunewald-große Lücken.
Halbzeit. Der Trainer brachte Agustin für Aron, der seine Momente hatte, aber am Torwart scheiterte oder am dritten Abwehrspieler. Egal, alle waren heiß; die Ultra-Kurve kaum zu bändigen.Frittenfett siedet nicht heißer.
Nach der Pause war klar, dass der Gegner nun stürmen würde; das tat er auch,jedoch ziemlich planlos. Borussia, nicht unbedingt die Helden des Wiederanpfiffs, ließ den Gegner in den Abwehrschwamm laufen und Demir setzte vorne Zeichen, in dem er die Abwehr auf die Hörner nahm, buchstäblich. Und er zeigte nach guter Flanke von Joschka, dass er mit links direkt ein fettes Brot ins Tor bolzen kann. 6 zu 2. Schon beim Einschießen wollte Demir es wissen und fetzte Löcher ins Netz. Hier zeigte er Beidfüßigkeit.
Noah, der in der ersten Halbzeit immer auf dem Punkt herauskam und eins zu eins sehr gut gegen die Stürmer agierte, konnte eine weit geschlagene Flanke leider nicht festhalten und der Gegner stocherte ins Netz... Fairerweise muss man wissen, dass er nach einem Zweikampf unter Rückenschmerzen litt. Zudem ist Torwart Sein die undankbarste Aufgabe. Also, sei es drum. Borussia spielte weiter nach vorne mit zahlreichen Chancen; so verfehlten sowohl Demir als auch Joschka nur um Zentimeter. Jakob und Frey trafen die Latte. Herrje! Pablo löste den äußerst viel gelaufenen Robert ab.
Einer der wenigen Konter von Wilhelmsruh, der nicht direkt unterbunden wurde, führte leider zum 6:4-Anschlusstreffer. Ein taktisches Foul von Paul, Wortwitz, resultierte in einem Freistoß aus zentraler Position. Eine Mauer mit Semir und Boris nebeneinander sieht aus, wie sie aussehen muss: Wie eine Zahnreihe mit Zahnlücke. Zentral müssen wir eine Mauer mit, am besten, vier gleich großen Spielern stellen. Der gekonnt gezirkelte Schlenzer des Gegners fand in den Winkel der Borussen. Auf der Borussenbank bissen spielwillige Spieler dem Trainer derweil das Ohr ab. Alle wollten wieder in die Schlacht. Der Trainer war gezwungen, sein Versprechen zu brechen. So musste Frederik auf der Bank ausharren, obwohl er ganz klar auch seinen Einsatz verdient hätte. Die Ausgewechselten bellten wie die Kettenhunde, um wieder aufs Feld zu dürfen. Klasse Teamgeist und Einsatz.
Natürlich entstand in den letzten Minuten Hektik. Borussia beging das ein oder andere taktische Foul. Pablo grätschte wie eine Sense und fällte den Gegner. Der Schiedsrichter hatte mächtig zu tun. Dennoch blieb Concordia konturlos, da nur die Hälfte der Mannschaft Druck machte. Borussia konnte sich so immer wieder befreien und eigene Chancen - u.a. durch den sich emsig mühenden Agustin - erwirken.
Der Schlusspfiff erlöste alle, die Ordner konnten den Platzsturm nicht verhindern. Die Spannung brach sich Bahn. 6 zu 5 gewonnen - wo geht es hier zum Aufstieg? Wehmutstropfen: Zwei Bälle sind verschollen. Einer lachte mich höhnisch an durch den Zaun. Unerreichbar.
Die Moral von der Geschicht’: Unterschätze Borussia nicht und schau hin, was ein echter Teamgeist bewirken kann. Der Trainer heute ist jedenfalls ungemein stolz. #2b



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